Meine berufliche Laufbahn ist davon geprägt, Theorie und Praxis zu verbinden. Parallel zum Diplom als Medienwirtin und der Promotion in Politischer Ökonomie habe ich mit NGOs zu den Themen Welthandel, Klimawandel und Nachhaltige Entwicklung gearbeitet. Dabei ging es immer darum, Umweltthemen mit denen sozialer Gerechtigkeit und Teilhabe an gesellschaftlicher Entwicklung zu verbinden. Ich habe viele zivilgesellschaftliche Bewegungen aus aller Welt sowie die Korridore der Macht in internationalen Institutionen kennengelernt.
Mir ist klar geworden, wie wichtig legitimierende Geschichten für gesellschaftliche Gestaltung sind und warum wissenschaftliche Konzepte immer mit dem Kontext betrachtet werden sollten, in dem sie entstanden sind. Was an einem Ort oder zu einer Zeit gut und sinnvoll erschien kann an anderen Orten und zu veränderten Rahmenbedingungen wenig sinnvoll sein.
Ich wünsche mir also mehr Transparenz über die Wertentscheidungen und Grundannahmen hinter wissenschaftlichen Modellen, insbesondere bei ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalkulationen. Damit dürfte das Vertrauen in die Evidenz hinter politischen Entscheidungen steigen und Diskussionen würden vom Geld auf die Ethik zurückgeführt.
Diese humanistische Vision lernender Gesellschaften war immer Motivation für meine akademische Laufbahn. Sie hat mich auch immer wieder in die politische Beratung oder Interessenvertretung geführt. 6 Jahre lang habe ich federführend am Aufbau des World Future Council in Hamburg und Brüssel mitgewirkt und bin dort jetzt selbst Councillerin. Es ist ein Netzwerk beeindruckender Persönlichkeiten aus allen Teilen der Erde, das sich für die Rechte zukünftiger Generationen stark macht und dafür wegweisende Politikvorschläge identifiziert und verbreitet. Neben Kampagnen auf Ebene der EU und der Vereinten Nationen ist zum Beispiel ein Future Policy Award entstanden, der jedes Jahr erfolgreiche Gesetze zum Schutz unserer gemeinsamen Zukunft prämiert.
Mit der Mutterrolle war diese global vernetzte Arbeit nicht sehr gut vereinbar, so dass ich diese Erfahrungen als Leiterin des Berlin Büro des Wuppertal Instituts in die Transformationsforschung eingebracht habe. Gerade systemische Veränderungsansätze und Innovationskonzepte boten hier sehr gute theoretische Flankierungen, wie das Buch The Great Mindshift (2016) zusammenfasst. Unter dem Begriff der Transformative Literacy sind didaktische Ansätze entstanden und auch im Rahmen meiner Honorarprofessur an der Leuphana Universität stehen Transdisziplinarität und Ethik sowie Bildung für das 21. Jahrhundert im Fokus der Zusammenarbeit.
Drei Jahre war ich als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft tätig und habe mich seit der Gründung des Netzwerkes Scientists4Future 2019 immer stärker in die Wissenschaftskommunikation eingebracht. Mit dem Ullstein-Verlag habe ich deshalb zwei erzählerische Sachbücher geschrieben und mich riesig darüber gefreut, dass Unsere Welt Neu Denken (2020) und Wir können auch anders (2022) so viele Menschen erreichen und inspirieren konnten.
Das Mögliche neu zu definieren und gemeinsam Chancen zu skizzieren war immer meine Passion und durchzieht meine gesamte Arbeit. Denn auch wenn eine Transformation zur Nachhaltigkeit in der Tat sehr groß erscheint, so wird sie aus den vielen kleinen Schritten vieler Menschen entstehen – Menschen, die nicht mehr fragen, ob das alles realistisch ist, sondern schlicht loslegen, weil es so sinnvoll erscheint.
Lebenslauf